Elias Ullrich hat im Juli 2024 seine Prüfung zum Kirchenmalermeister erfolgreich mit der Figur des Stephanus Korpus abgeschlossen. In der nun folgenden Kurz-Dokumentation lässt er uns die Entstehung seines Meisterstückes von Anfang an miterleben – vom Kauf der Figur in einem Antiquariat bis hin zur vollendeten Arbeit.
Kontakt:
Elias Ullrich
Kirchenmalermeister
+49 172 9882124
e.pfister@outlook.de
Kurz-Dokumentation Meisterstück: Stephanus Korpus
1. Beschreibung und Vorlage

Bei dem vorliegenden plastischen Objekt handelt es sich um einen barock geschnitzten Stephanus Korpus. In Zirbenholz ausgeführt hält der im Gesicht sehr androgyn gehaltene Jüngling seine Attribute im Arm und blickt mit einem erlösenden Lächeln nach links unten. Seine Gewandung mit Chorrock und Kasel stimmen mit den herkömmlichen Darstellungen des Heiligen exakt überein. Gekauft wurde das Objekt bei einem Antiquariat, welches den Nachlass eines Schnitzers beherbergt. Auf Grund der ungewissen Herkunft, ohne direktem Vorbild, wird der Gestaltung eine zeitgenössische Farb- und Metallkomposition zugrunde gelegt. Als ein passendes Beispiel kann die Stephanusfigur aus Paderborn angenommen werden. Der gefundene Rohling weist einige Äste, Harzgallen und Ausbrüche aus früherer Zeit auf, weshalb er zur fachgerechten Überarbeitung zu einer versierten Schnitzerin gegeben und anschließend gründlich mit ionischen und anionischen Tensiden gereinigt wurde.
2. Technische Umsetzung

Maße: Höhe ca. 82 cm
Techniken:
- Polimentvergoldung, Glanz und Matt
- Lüster
- Inkarnatfassung (Glutinleim-Kasein)
- Zinnoberfassung (Eitempera)
- Weißfassung (Kasein)
Rohling: als detailreiche Vollholzfigur aus Zirbe geschnitzt
3. Besonderheiten
Obwohl die Figur als holzsichtiger Rohling gekauft wurde und dieser auch geschliffen war, als ob er so bleiben soll, ist bei der Umsetzung aufgefallen, dass der Bildhauer wohl eine zu fassende Figur geschnitzt hat. Die Plastizität gewann der Rohling mit den Grundierschichten

4. Entstehung und Umsetzung

Harzgallen mit einem heißen Eisen ausgebrannt und ordentlich verkittet

Leimtränken der Figur

Die Armierung soll Bewegungsrisse in den folgenden Grundierschichten verhindern

Grundierung aufgrund der Harzgallen und Holz- inhaltsstoffe mit Venezianerterpentin versetzten Steingrund

Fass- und Goldgrundierung mit Halb- und Kreidegrund

Schleifen der Figur und Ausarbeiten der Falten

Flächen mit Ethylalkohol entfetten und polimentieren der Goldflächen

Mattpartien ausleimen und anschießen mit Blattgold

Glanzstellen mit Achatstein polieren

Mattpartien niedernetzen, nachschiessen mit Blattgold und ausleimen

Die Unterfassung der Albe mit einem mit Weiß ausgemischten Caputmortuum-Ton unterlegen und mit Zinkweiß überziehen

Rotpartien mit einem Bleimennigefarbton unterlegen

Danach folgt die Zinnoberfassung. Analog zur Außenseite, ist die Innenseite in böhmisch grüner Erde unterfasst.

Die Endfassung besteht aus böhmisch grüner Erde, Indigo und Zinkweiß

Das Evangelienbuch bekommt einen ockrig unterfassten, später ins Braun getrimmten Ledereinband. Zuvor wurde die Buchstirn polimentglanzvergoldet und die Schnallen polimentglanzversilbert.

Die Steine erhalten eine realistische Farbgebung aus ockerner Unterfassung, grüner Zwischenfassung und abschließender grauer Überfassung.

Das Schuhwerk mit dunkelbrauner Farbfassung, welche auf rotem Untergrund basiert. Die ganze Figur steht auf einem grün-braun abgefassten Sockel.

Imprimitur mit grüner Erde und Zinkweiß

Es folgen einige Inkarnatschichten, wobei Rötungen und bläuliche Partien in die letzteren Schichten miteingearbeitet werden. Nun können die Details, wie Augen, Augenbrauen und Lippen abschließend ausgearbeitet werden.

Fertige Stellwand in der Austellung Juli 2024
5. Würde ich das Meisterstück nochmal so machen?
Ja, sofort und jeder Zeit!
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