Die Figur des St. Giovanni Evangelista hat sich Leo Frei als Vorlage für sein Meisterstück ausgesucht. Mit dieser Arbeit schloss er im Juli 2024 erfolgreich seine Ausbildung ab und ist seitdem Meister in der Kirchenmalerei und Denkmalpflege. In der folgenden Kurz-Dokumentation erfahren wir mehr über die Entstehung seines Meisterstücks.
Kontakt:
Leo Frei
Meister in der Kirchenmalerei und Denkmalpflege
Leofrei0@gmail.com
84323 Massing
Kurz-Doku Meisterstück: Figur des St. Giovanni Evangelista (hl. Johannes der Evangelisten)
1. Die Vorlage
Die Zeit an der Meisterschule war von vielen Eindrücken geprägt. Von unserem Stand auf der Farbmesse in Köln, bis hin zur Dombesichtigung in Regensburg. Doch eine Klassenfahrt stach für mich heraus. Unsere Reise durch Sizilien.
Wir besichtigten viele Städte, darunter Catania und Syrakus. Bei unserer Besichtigung in Palermo, kamen wir zum „Palazzo Abatelli“. Ein Museum, welches auch das Vorbild für meine Meisterfigur beherbergt.

Palazzo Abatelli
Der Palazzo Abatellis, auch Palazzo Patella genannt, ist ein Palast in Palermo. Er ist bekannt als Siziliens größtes Kunstmuseum. Der Palast wurde 1490 von Francesco Abatellis, einem Würdenträger von König Ferdinand II., als Privatresidenz in Auftrag gegeben. Baumeister war der bekannte sizilianische Architekt Matteo Carnelivari.
Da aus Abetellis Ehen keine Kinder hervorgingen, vermachte dieser es dem Konvent der Dominikanerinnen, welche diesen von 1526-1943 nutzten. Das Gebäude wurde zweimal umgebaut und erhielt eine Kapelle. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude durch Bombenangriffe 1943 teilweise zerstört und von dem Architekten Carlo Scarpa als Museum wieder aufgebaut.
Figur des hl. Johannes des Evangelisten (St. Giovanni Evangelista)
Unter diesen bedeutenden Kunstschätzen befand sich auch eine Figur eines Johannes dem Evangelisten. Auf diesen machten mich einige meiner Mitschüler aufmerksam, aufgrund der äußerlichen Ähnlichkeit mit der Figur.

2. Technische Umsetzung
Das Original, ist ca. 1,60 Meter groß und stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Anfang des 17. Jahrhunderts, wurde die Farbfassung der Figur mit Pressbrokat überzogen und neu gefasst.
Die Figur war ursprünglich von der Gewandung rot, sowie der Umhang in Polimentglanzgold ausgeführt. Die Unterseite des Mantels war blauschwarz herausgefasst. Die Umsäumung des Mantels, auf welcher sich eine radierte Zierschrift befand, war schwarzbraun. Diese findet sich auch auf den Ärmeln und Kragen der Figur wieder, wo diese noch gut erhalten sind. Bei der farblichen Gestaltung, orientiere ich mich an der ersten Fassung aus dem 15. Jahrhunderts.
3. Besonderheiten: Die Radierung
Auf die vergoldeten Flächen der Untergewandung wird eine Zierschrift mit Blüten in Radier- Technik ausgeführt.
Bei den radierten Schriftzeichen handelt es sich laut heutigem Kenntnisstand um ein Zierornament, das sich an dem Vorbild arabischer und griechischer Buchstaben orientierte. Diese Zierbänder entstanden zur Zeit der normannischen Herrschaft über Sizilien und wurden von späteren Herrschern wie dem Hause Aragon aus Spanien weiterentwickelt.
Entwurf für die Radiertechnik

4. Entstehungsprozess
Für mein Meisterprojekt wurde eine 78 cm hohe Lindenholz Figur angefertigt, welche die italienische Figur zum Vorbild hat. Ich orientiere mich bei der Gestaltung der Figur an der Fassung des 15. Jahrhunderts.

1. Abwaschen und anschleifen
Die Figur wird mit einem feuchten Schwamm abgewaschen und nach Trocknung mit einem Schleifpapier angeschliffen. Der entstandene Schmutz wird mit Ziegenhaarpinseln abgekehrt.
2. Leimtränken und Armieren
Die Figur wird mit erwärmten Hautleim eingerieben. Vorhandene Stöße werden mit Leinentücher armiert. Diese werden ebenfalls mit Hautleim angebracht.
3. Steingrund auftragen
Zuerst wird die Figur 2x mit Steingrund grundiert. Dieser wird mit einem Borstenpinsel aufgetragen.

4. Halb -und Verlaufsgrund auftragen
Farblich zu fassende Flächen werden mit 6 Schichten Halbgrund überzogen. Zu vergoldende Flächen werden 8x mit Verlaufsgrund grundiert.
5. Gelb Polimentieren
Die zu vergoldenden Flächen, werden mit erwärmten gelben Poliment 2x unterlegt.
6. Rot Polimentieren
Die zu vergoldenden Flächen, werden mit erwärmten roten Poliment 2x gestrichen.

7. Polimentglanzvergolden
Auf die polimentierte Fläche wird mithilfe einer Alkoholnetze das Blattgold angeschossen. Nach einer Trockenphase, wird das Gold mit einem Achatstein aufpoliert.
8. Untergewand Umhang unterlegen
Die Unterseite des Umhangs wird in einem blauschwarz mehrmals unterfasst.
9. Gewand unterlegen + Untergewand Umhang überfassen
Das Gewand wird mit Orangerot mehrmals unterfasst. Dies soll eine mit rot gebrochene Bleimennige Untermalung darstellen, welche früher üblich war. Die Unterseite des Umhangs wird in einem kräftigen Blauschwarz überfasst.

10. Rote Gewandung überziehen + Gürtel gestalten + Plinte grün fassen
Die Gewandung wird mit einem gebrochenen zinnoberroten Farbtongefasst. Der Gürtel wird mehrmals in einem Umbraton gefasst. Die Plinte wird in einem saftigen Grün gefasst.
11. Kragen gelb polimentieren
Die zu vergoldenden Flächen, werden mit erwärmten gelben Poliment 2x unterlegt. (Schritt erfolgt aufgrund der Prüfung erst jetzt)
12. Kragen rot polimentieren
Die zu vergoldenden Flächen, werden mit erwärmten roten Poliment 2x gestrichen.

13. Polimentglanzvergolden des Kragens
Auf die polimentierte Fläche wird mithilfe einer Alkoholnetze das Blattgold angeschossen. Nach einer Trockenphase, wird das Gold mit einem Achatstein aufpoliert.
14. Inkarnat wird farblich unterlegt
Haut wird in Kaseinfarbe in Veronesergrüner Erde impremiert. Die Haare erhalten einen knalligen Ocker Farbton. Material Borstenpinsel, Haarpinsel, Kasein, Eigelb, Erdpigmente und Mineralpigmente.
15. Inkarnat wird gefasst + Kragen mit Radierfarbe überzogen
Haare werden in einem Braun gefasst und der Hautton wird über das grün gelegt. Nach mehrmaligen Beschichten, werden Wangen -und Lippenrot angedeutet und die Pupillen angedeutet. Das Gold wird mit Radierfarbe überzogen.

16. Inkarnat fertig stellen und Radieren
Das Gesicht wird fein ausgearbeitet. Die Haare werden lasiert Die Radierfarbe wird mit einem Radierhölzchen radiert, um die Zierschrift zu imitieren, welche sich auf der Figur in Sizilien befindet.

Die Stellwand in der Ausstellung der Meisterstücke und weiteren Prüfungsarbeiten in München, Juli 2024.
4. Würde ich das Meisterstück so noch mal machen?
Ja, allerdings würde ich die Figur dann nach Ihrer Barockfassung gestalten! Diese wurde mit Pressbrokat verziert! Was eine spannende neue Herausforderung wäre. Sinnvoller wäre jedoch, die jetzige Fassung mit einigen Radierungen zu ergänzen. Zum Beispiel, war die Umsäumung des Mantels auch mit einer Zierschrift versehen. Allerdings habe ich diese aus zeitlichen Gründen weggelassen.
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