Mit der Büste des heiligen Petrus hat Leon Schick die Vorlage für sein Meisterstück gefunden. Im Juli 2024 schloss er damit erfolgreich seine Ausbildung zum Kirchenmalermeister an der städtischen Meisterschule für das Vergolderhandwerk/Kirchenmalerei in München ab. Im folgenden nimmt er uns mit auf die Entstehungrseise.
Kurz-Dokumentation Meisterstück: Büste des hl. Petrus
1. Die historische Vorlage

Die Vorlage der Büste wurde in den Daten der Deutschen Digital Bibliothek gefunden. Nach weiterer Internetrecherche stellte sich heraus, dass das Original ursprünglich aus der Sint Jacobs Kirche in Löwen, Belgien stammt. Die Kirche ist mittlerweile auf Grund von instabilen Bodenverhältnissen nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Momentan befindet sich die Petrus-Figur im Inventar des örtlichen Museums „M- Leuven“.
Die Entstehung der Figur wird von dem Museum ca. 1700 zugeordnet und fällt somit in die Epoche des Barocks. Die ungefasste Figur wurde ursprünglich in Eichenholz geschnitzt und hat Maße von 52cm x 90cm x 19cm (Breite x Höhe x Tiefe), der Schnitzer ist leider unbekannt. Für die Reproduktion der Figur wurde diese in den Originalmaßen von dem Holzbildhauer Erich Zimmer aus Iffeldorf in Lindenholz nachgeschnitzt.
2. Die technische Umsetzung
Da die originale Figur ungefasst ist, musste zunächst ein Farbkonzept erstellt werden. Als farbliche Orientierung diente ein Gemälde von Giovanni Francesco Barbieri, genannt Guercino (1591-1666).

Um möglichst viele historische Techniken anzuwenden, wurde bei meinem Meisterstück der äußere Mantel Poliment-matt und -glanz vergoldet, die Innenseite des Mantels, der Innensaum und das Inkarnat wurden nach dem farblichen Vorbild gefasst. Das Schild, auf dem die Büste ruht, wurde mit einem besonderen Bister-Pigment gefasst und die Schlüssel, welche für Himmel und Erde stehen, mit Weißgold polimentvergoldet.
3. Besonderheiten: Bisterfassung mit Weißgold-Schlüsseln

Die Besonderheit einer Bisterfassung zeichnet sich durch das vergleichsweise wertvolle Pigment „Bister“ aus. Dieses wird aus Buchenholz gewonnen. Bei der Verbrennung dieses Holzes entsteht sehr feiner Ruß, welcher aufwendig aufgefangen werden muss. Der einzigartige braun-schwarze Farbton und die zeit-aufwendige Gewinnung macht dieses Pigment durchaus hochwertiger als andere. Für den Aufbau dieser Fassung diente eine rötliche Untermalung. Im Gesamteindruck soll ein warmer Schwarzton Ebenholz imitieren. Typisch für die belgische Kunst dieser Zeit, wurden die Schlüssel des bisterfarbenen Schildes mit Weißgold polimentvergoldet.
4. Die Entstehung

Um ein gleichmäßiges Saugverhalten herzustellen, wurde die geschnitzte Figur zuerst mit dünnem Hautleim bestrichen. Nachdem die Figur durchgetrocknet ist, kann diese in klassischer Weise in mehreren Schichten mit Kreidegrund aufgebaut werden. Dabei ist darauf zu achten, dass für farbig gefasste und für vergoldete Flächen verschiedene Kreidegründe verwendet werden müssen.

Als Haftbrücke dient Steingrund. Auf diesen wird anschließend in 4-5 Schichten der Kreidegrund aufgetragen, je nach Technik, um darauf zu vergolden oder um farbig zu fassen. Abschließend wurde die gesamte Figur bis auf eine Körnung von 320P fein geschliffen. Zuerst wurde die Figur metallisiert. Als Vorbereitung müssen die Flächen mit Alkohol entfettet und für ein erneutes gleichmäßiges Saugverhalten, mit dünnem Hautleim bestrichen werden. Anschließend wird polimentiert und vergoldet.



Vollständig metallisierte Figur. Im Goldmantel wurde Poliment-Matt- und Poliment-Glanz vergoldet, ebenso die Schlüssel mit Weißgold polimentvergoldet.
Bei einer Farbfassung wird immer in mehrmaligen Lasuren gearbeitet. Je nach dem welche farbliche Wirkung erzielt werden muss, werden die Flächen dementsprechend untermalt.


Zweitfassung: Pariser Blau, Umbra grünlich, Goldocker hell in Kasein und Ei-Gelb

Schlussfassung: Pariser Blau in Kasein, ansteigender Ei-Gelbanteil

Untermalung der Mantelinnenseite: Goldocker hell, Amberger Gelb, Zinkweiss in Kasein

Zweitfassung: Goldocker hell, Goldocker dunkel, Amberger Gelb in Kasein und Ei-Gelb

Schlussfassung: Goldocker Dunkel, Amberger Gelb in Kasein und Ei-Gelb

Untermalung der Bisterfassung: Goldocker hell, Oxidrot, Terra di Pozzuoli, Terra di Siena gebrannt, Zinkweiss in Kasein

Zweitfassung: Goldocker hell, Terra di Siena gebrannt, Terra di Pozzuoli, Zinkweiß in Kasein und Ei-Gelb

Schlussfassung: Bister in etwas Kasein mit viel Ei-Gelb

Untermalung Inkarnat: Veroneser grüne Erde, Zinkweiß, Goldocker/dunkel, Umbra grünlich in Kasein

Zweitfassung: Goldocker hell, Terra di Siena gebrannt, Terra di Pozzuoli, Zinkweiß in Kasein und Ei-Gelb

Drittfassung: Goldocker hell/dunkel, Terra di Pozzuoli, Zinnoberrot, Zinkweiß, Terra di Siena Natur

Die fertige Figur: Details wie Augen, -brauen, Lippen und Wangenrot sowie eine weitere Lasur im Haar und Bart wurden abschließend ergänzt

Die Präsentation sämtlicher Prüfungsarbeiten der Meisterschule im Juli 2024, München
5. Würde ich das Meisterstück so nochmal machen?
Vor dem Beginn der Prüfung habe ich mir eine Gipsform meiner gesamten Figur hergestellt und kann mein Meisterstück somit so oft reproduzieren wie ich möchte. Es hat sehr viel Spaß gemacht die Figur zu Gestalten und ich würde es auch noch einmal so machen!
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